Gesellschaft braucht Orte der Versammlung, der Diskussion und des Widerspruchs. Theater sind solche Orte – und sie stehen oft im buchstäblichen Herzen der Stadt. Auch ohne Premieren-Abo oder Konzertanrecht ist das Theater ein öffentlich zugänglicher Denk- und Diskursraum, an dem mit den Mitteln der Kunst auf gesellschaftliche Verhältnisse reagiert wird, an dem Fragen aufgeworfen und Anstöße für kontroverse Diskussionen gegeben werden. Am Mecklenburgischen Staatstheater wird vor dem Hintergrund der eigenen bewegten Geschichte im Wandel der Systeme darüber diskutiert, welche Funktion Theater innerhalb der Stadtgesellschaft einnehmen kann und wie die Träume der Straße und der Bühne einander beeinflussen. Christa Wolf wünschte sich bei einer Demonstration am 04.11.1989 ein „Träumen mit hellwacher Vernunft“ – eine Aufforderung, die in Zeiten von Populismus, Wut und Verunsicherung gleichermaßen für die Straße und die Bühne gilt?
Moderiert von Wolfram Pilz (NDR) diskutieren Staatssekretär Sebastian Schröder vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, der Vorsitzende des Ausschusses für künstlerische Fragen, der Heidelberger Intendant Holger Schultze, die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Freie Darstellende Künste Anne Schneider sowie der Wirtschaftsjournalist und Buchautor Ralph Bollmann („Walküre in Detmold“) über die Situation des Theaters in Schwerin und Deutschland insgesamt.