Was passiert, wenn man dem „inneren Idioten“ freien Lauf lässt? Getarnt als eine Wohngruppe für geistig Behinderte, wollen ein paar junge Leute die Scheinheiligkeit von gesellschaftlichen Konventionen und politisch korrektem Gehabe entlarven. Doch nach und nach zeigt sich, dass nicht alle bereit sind ihr bürgerliches Leben über Bord zu werfen. Das Experiment droht zu scheitern. In Lars von Triers bissiger Gesellschaftssatire, die als zweiter Dogma-Film 1998 für Aufsehen sorgte, bekommen alle ihr Fett weg: die verrückten Normalen und die falschen Irren, die selbst in den Spiegel schauen müssen, den sie der Gesellschaft vorhalten wollten. Nach LILIOM, RONJA RÄUBERTOCHTER und WOYZECK ist IDIOTEN bereits die vierte Regiearbeit von Alice Buddeberg in Schwerin.
„ Die Regie schafft gespannte und radikale Szenen, auch ausgelassen bis zur Groteske … Eindringlich: Buddeberg findet die Balance zwischen Verstörung und Nachsinnen über dieses Happening eines Ausstiegs. Berührend zeigt Jennifer Sabel als Karen, wie sie vom spontanen „Hi“ zu einem Behinderten und nach der Frage zum Motiv der Gruppe langsam dem Geist dieser ungewöhnlichen Rebellion nahekommt: abwartende Beobachtung, Momente des Ergriffenseins, liebevolle Gesten. Janis Kuhnt ist ein gnadenlos aggressiver Anführer, der seine Idee spöttisch bis zynisch behauptet. Und das Ensemble, in dem auch Rostocker Schauspielstudenten präsent sind, mit überbordendem Spieltrieb, es steigert sich vielfach ungehemmt in körperliche Verwerfungen, skizziert starke oder schwache Individuen. Eine bittere Komödie. Da pendeln die Eindrücke: Spannung, Bedrückung, verhaltener Spaß. Dieses Theater im sprichwörtlichen Sinne ist ein grelles Signal gegen fragwürdige Gewohnheiten. “