Nachhaltigkeit am Mecklenburgischen Staatstheater
Um positive Veränderungen bewirken zu können, muss man erst einmal eines machen: losgehen. - Am besten gemeinsam mit anderen. In Sachen ökologischer Nachhaltigkeit am Mecklenburgischen Staatstheater haben wir das jetzt getan. Wir sind mit einer buntgemischten Gruppe von Mitarbeitenden losgegangen. Auf Initiative der 2020 gegründeten Nachhaltigkeits-AG haben wir uns für das Bundesprogramm „Start in die Nachhaltigkeit“ beworben und durften in 2023/2024 in einer illustren Runde mit nur sechs weiteren Institutionen in der ersten Förderrunde dabei sein. Innerhalb dieses Prozesses haben wir mit unseren Berater:innen ein Leitbild entwickelt und einen Maßnahmen-Katalog, den wir anstreben, Stück für Stück umzusetzen.
Leitbild Nachhaltigkeit am Mecklenburgischen Staatstheater
Das Mecklenburgische Staatstheater begreift sich als einen offenen, demokratischen Ort der Zusammenkunft. Wir verpflichten uns dem Umweltschutz und stellen uns den Herausforderungen der Klimakrise, die wir als bedrohlich für die Menschheit bewerten.
Als große Kulturinstitution des Landes sehen wir uns in der Verantwortung, gesellschaftliche Prozesse zu befördern. Wir arbeiten daher nicht nur an der Verbesserung interner Abläufe, sondern geben Nachhaltigkeitsthemen eine Bühne und schaffen so Sichtbarkeit für die Herausforderungen unserer Zeit.
Das Mecklenburgische Staatstheater pflegt seine Netzwerke mit Gleichgesinnten auf kommunaler und auf Landesebene. Wir wollen Teil des ökologischen und sozialen Wandels sein und setzen daher voraus, dass alle Mitarbeitenden, einschließlich der Gäste im Haus, die Nachhaltigkeitsziele des Hauses anerkennen und ressourcenschonend, effizient und zweckmäßig arbeiten.
Das Mecklenburgische Staatstheater strebt an, 2050 das erste klimapositive Theater Norddeutschlands zu sein.
Interview mit Benjamin Jagdmann über die SIN-Beratung
Nina Gühlstorff: Lieber Benjamin, wir beide waren Teilnehmende der SIN-Beratung. Was verbirgt sich dahinter, kannst du das Außenstehenden knapp erklären?
Benjamin Jagdmann: SIN-Beratung ist der Start in die Nachhaltigkeit und dieser Start ist auch wörtlich zu verstehen. Es ist zunächst eine Analyse des Bestehenden, möglichst in allen Bereichen, die ein Theater hat: Zu schauen, wo ist das Thema „Nachhaltigkeit“ schon im Haus zu finden und wie kann man Prozesse anstoßen, welche dann das Thema ernster nehmen? Und „ernster“ meine ich jetzt im Sinne von: Wenn es 5 nach 12 ist und man unseren Planeten betrachtet, gibt dieser Prozess Handlungsoptionen: Was kann ich konkret tun?
NG: Und hier am Mecklenburgischen Staatstheater, wer hat daran teilgenommen, wie war die Gruppe zusammengesetzt?
BJ: Die Gruppe ist im Wesentlichen aus der AG für Nachhaltigkeit entstanden, die es bereits eine Weile gibt und da sind ein paar Leute dazu gekommen, wie zum Beispiel einer unserer Bühnenmeister. Dadurch wurde das Thema durch ihre Perspektive noch breiter aufgestellt. Die AG selber, die es auch weiterhin geben wird, besteht vor allem aus den Leitungsebenen von verschiedenen Abteilungen im Bereich Werkstätten, Theaterpädagogik und künstlerisch Mitarbeitenden.
NG: Und was ist bei dem Prozess herausgekommen? Was haben wir bearbeitet?
BJ: Wir haben zusammen ein Leitbild entwickelt, das jetzt für das ganze Haus gültig ist. Begleitend dazu einen Maßnahmen-Katalog, der jetzt Stück für Stück umgesetzt werden soll, manches kurzfristig, andere mittel- oder langfristig. Auf diesem Weg haben wir auch geguckt, was wir überhaupt schon haben, und dieser Status Quo ist, finde ich, ein wesentlicher Aspekt. Dass durch diese Besonderheit im Osten, durch die Mangelwirtschaft, eh schon viel getan wurde, machte auch die Beratung deutlich: Man hatte es zwar nicht „Nachhaltigkeit“ genannt, sondern es ökonomisch begründet, aber die Dinge wurden vielfach wiederverwertet. Und das ist einfach spannend, nochmal aufzuzeigen, was eigentlich schon gemacht wird, wie wir beispielsweise recyceln, upcyceln, weiternutzen, wieder auseinander bauen, um mit wenig Ressourcen viel zu gestalten, im Rahmen von Bühnenbildern zum Beispiel.
NG: Und wenn man jetzt mal so perspektivisch guckt, wir haben ja ein Leitbild entwickelt, es gibt eine Bestandsaufnahme dessen, was das Mecklenburgische Staatstheater sowieso schon leistet. Was ist der Plan für die Zukunft, in welche Richtung soll sich das jetzt weiterentwickeln?
BJ: Da gibt es wieder verschiedene Aspekte. Einer ist es, sich weiter mit der Stadt, weiteren Unternehmen und der Politik zu vernetzen und zu gucken: Wie kann man gemeinsam so ein Thema angehen? Was gibt es regional für Kompetenzen in diesem Bereich und wie kann man dieses Potential wirklich nutzen? Im Theater selber kann man zum Beispiel „modulares Bühnenbild“ als Stichwort nehmen. Außerdem ist es wichtig mit der Arbeitsgemeinschaft „von unten“ am Ball zu bleiben, im Austausch mit Gleichgesinnten und auch mit anderen Häusern, zu sein. Außerdem gibt es auch noch den „Maßnahmen-Katalog“, welcher eine Grundlage ist, um konkrete Maßnahmen so weit zu entwickeln, dass wir diese der Geschäftsführung vorlegen können und sie dann umgesetzt werden. Natürlich geht es danach noch um Finanzierung und so weiter, aber das ist eigentlich der wesentliche Schritt: Maßnahmen konkretisieren, Partner:innen dafür sichern und dann umsetzen.
NG: Ich würde von meiner Seite aus noch auf Stoff, die von mir entwickelte Musiktheaterproduktion zum Thema Müll als Rohstoff und Kreisläufe hinweisen. Thematisch haben wir also einem wichtigen Thema eine Bühne gegeben, aber auch hinter der Bühne war uns Nachhaltigkeit wichtig: Stoff ist quasi unser Prototyp, was Recycling betrifft, die Bühne nutzte fast komplett die Materialien von Bühnenbildern anderer Stücke.
Mehr dazu in dem Interview mit der Bühnenbildnerin Marouscha Levy oder in unserem digitalen Programmheft.
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