Tau Wiehnacht kümmt de Fomilie tausamen!

 
Arja Sharma ist zurück an der Fritz-Reuter-Bühne – als Gast in De Geist von Wiehnacht. Mit ihr sprach Dramaturg Marc Steinbach übers Fortgehen und Zurückkehren sowie über Schauspielerei und Juristerei.
 

Marc Steinbach: Moin Arja! Willkommen zurück bei den Fritzis! Wie kam es, dass Du jetzt wieder im plattdeutschen Weihnachtsprogramm auf der Bühne stehst?

 

Arja Sharma: Ich denke sehr gern an meine Zeit in Schwerin zurück und habe der Fritz-Reuter-Bühne nach meinem Weggang immer die Treue gehalten, wenn auch als Zuschauerin. Dieses Programm war im Vorfeld schon gut durchgeplant, konnte aber aus für Alle glücklichen Umständen nicht in der ursprünglichen Besetzung stattfinden – und da kam ich ins Spiel. Ich freue mich besonders darüber, gerade in einem Weihnachtsprogramm wieder antreten zu dürfen, weil sich von der Bühne aus sonst nur selten die Gelegenheit ergibt, so nah (wie eben erlaubt) mit dem Publikum zu interagieren, wie auf den zahlreichen Abstechern, und das auch mal in anderen Spielstätten als sonst.

 

MS: Theaterleute sind ja bekannt als fahrendes Volk, aber was hat Dich konkret aus Schwerin damals weggelockt?

 

AS: Ich habe bei der Fritz-Reuter-Bühne viel Handwerk lernen dürfen und wollte ausprobieren, ob ich das auch losgelöst woanders anwenden konnte. Ich komme ja ursprünglich aus Hamburg und so war meine Heimatstadt als nächste Anlaufstation naheliegend. Ich bin von Hamburg aus nach London gegangen und habe dort viel Unterricht genommen, poliert, gefeilt und konnte durch die Tatsache, dass ich am Mecklenburgischen Staatstheater so viele verschiedene Rollen und Stücke spielen durfte, auf einen immensen Erfahrungsschatz aufbauen, der für dortige Verhältnisse für mein Alter außergewöhnlich war. So konnte alles auf sehr fruchtbaren Boden fallen. Ich kann heute mit Sicherheit sagen: Ich wurde gut vorbereitet!

 

MS: Wie geht's Dir zurück in Schwerin? Was hat sich verändert?

 

AS: Mir geht's sehr gut! Die früheren Kolleginnen und Kollegen in allen Abteilungen des Hauses haben mich wirklich mit offenen Armen empfangen. Auch bei der Fritz-Reuter-Bühne hat es natürlich in Teilen einen Personalwechsel gegeben und ich freue mich sehr zu sehen, dass der Nachwuchs in der niederdeutschen Sparte nicht ausbleibt. Ich hatte eine wunderbare Probenzeit mit alten und neuen Gesichtern. Manches am MST ist moderner und digitaler geworden, das vereinfacht manche Arbeitsprozesse.

 

MS: Gut zu hören, vielen Dank! Letzte Frage: Wohin kehrst Du nach deiner Gastrolle zurück? Und werden wir Dich am MST mal wieder sehen?

 

AS: Für mich geht's erstmal zurück nach Hamburg. Ich habe die letzten Jahre die Nase mal in andere Fachgebiete gesteckt und ein Jura-Studium angefangen, das ich hoffentlich im nächsten Jahr abschließen werde.

 

 

MS: Ach, wie spannend! Wie kriegst Du zwei so verschiedene Branchen in eine Biografie? Oder siehst du auch Parallelen zwischen beiden Berufsfeldern?

 

AS: Juristerei und Schauspielerei sieht auch für mich auf den ersten Blick sehr verschieden aus, weil die Menschen, die es betreiben unterschiedlicher nicht sein könnten: Klischeehaft werden Anwälte meist als ewige Bedenkenträger und Spielverderber wahrgenommen, die einen auf Probleme hinweisen, von denen man nie ahnte, dass man sie jemals haben könnte. Schauspieler gelten dann im Gegensatz als träumende Möglichmacher, die im Zweifel auch unter widrigsten und wirrsten Umständen noch arbeiten wollen, Hauptsache spielen. Dabei vereint beide Felder meiner Meinung nach mehr als sie trennt. In beiden Fällen geht es viel um Textgenauigkeit, aber auch Textinterpretation – was steht da wörtlich und wie könnte es noch gemeint sein? Beide verlangen schnelles Denken und eine gewisse geistige Beweglichkeit und auch eine gute Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und minutiös zu erarbeiten, wer genau was wann getan hat, was er wann wusste und was er wann wollte. Nicht zuletzt ist beiden Berufen ein gewisses Maß an Neugier eigen: Während der Schauspieler fragt, was passiert mir wohl als Nächstes, fragt der Jurist, wie wäre es, wenn nur ein einziges Detail im Fall anders wäre? Ich habe in meinem bisherigen Studium ungemein von meinem Schauspielberuf profitiert – nicht nur, weil ich so gut im Auswendiglernen bin! Ich hoffe, zukünftig im Arbeitsrecht eine gute Brücke schlagen zu können.

 

MS: Letzte Frage: Werden wir Dich am Staatstheater mal wieder sehen?

 

AS: Weitere Pläne für die Bühne bleiben natürlich vorerst geheim, aber ich sag's mal so: Die Fritz-Reuter-Bühne und ich, wir haben einander im Blick.

 

MS: Wunderbar, liebe Arja! Wir danken Dir für das Gespräch und Toi! Toi! Toi! für die nächsten Vorstellungen von De Geist von Wiehnacht!

 

Schauspielerin Arja Sharma

 

 

Arja Sharma spielte von 2009 bis 2014 am Mecklenburgischen Staatstheater in über zwei Dutzend Inszenierungen der Fritz-Reuter-Bühne. Das Publikum kennt sie etwa als Anna Oberholzer in Das Feuerwerk, als Elke Volkerts in De Schimmelrieder oder als Reederstochter Irmgard Christiansen in Rund üm Kap Horn. Nun steht sie als Gast wieder mit alten und neuen Kolleg:innen auf der Bühne, und zwar im Weihnachtsprogramm De Geist von Wiehnacht.

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