Szenische Räume – Arbeiten aus fünf Jahrzehnten

Aida
Opulente Kulisse bei den Schlossfestspielen Schwerin 1999 für Verdis Aida

Gut fünf Jahrzehnte lang hat Lutz Kreisel Bühnen- und Kostümbilder entwickelt. Der langjährige Chefbühnenbildner des Mecklenburgischen Staatstheater zeigt in einer großen Ausstellung im Foyer des Daniel-Baus am Alten Garten Entwürfe, Modelle, Fotos und weitere Dokumente seiner künstlerischen Tätigkeit. Wir haben dem gebürtigen Sachsen, der seit Anfang der 1970er Jahre in Schwerin lebt, ein paar Fragen gestellt.

 

Ist Ihnen die Auswahl aus den fast 160 Inszenierungen, für die Sie das Bühnenbild gestaltet haben, schwergefallen?

 

 

Meine Entwürfe sind echte Entwürfe und Absichtserklärungen, keine Ausstellungsstücke wie bei Malern oder Plastikern. Meine Arbeiten leben eigentlich nur im Ablauf einer Theateraufführung. Deshalb versuche ich, in der Ausstellung zusätzlich mit Hilfe von Fotos, den optischen Eindruck der Inszenierungen, an denen ich beteiligt war, zu verdeutlichen. Außerdem habe ich mich nur auf Arbeiten für das Musiktheater beschränkt.

 

Die Ausstellung trägt den Titel „Szenische Räume“. Warum diese Bezeichnung anstelle der gängigen Formulierung „Bühnenbilder“?

 

Der Begriff Bühnenbild ist eigentlich überholt. Seine Zweidimensionalität beschreibt den Anteil an der Inszenierung nur unzureichend und wird dessen dramaturgischem Anteil nicht gerecht. Deshalb wird heute international unser Berufsbild „Szenografie“ genannt.

 

Mit den Schweriner Schlossfestspielen ab Ende der 1990er Jahre stellten Sie sich der Herausforderung, unter freiem Himmel Theaterzauber zu kreieren. Was hat Sie daran gereizt?

 

Unter freiem Himmel erweitern sich meine Aufgaben sehr. Der einschränkende „Guckkasten“, mit dem der Begriff „Bühnenbild“ korreliert, fällt weg, und der Zuschauer hat ein gleich starkes Erlebnis von Szene und umgebendem Raum. Deshalb spielt die Umgebung für szenische Überlegungen eine viel größere Rolle. Der Spielort ist in die Gestaltung einbezogen. Meine Aufgabe ist es, szenische Formen mit dem umgehenden Raum ins gute Verhältnis zu setzen. Deshalb erweitert sich meine Bühne zum „Szenischen Raum“.

 

Die Ausstellung konzentriert sich auf Ihr Theaterschaffen. Darüber hinaus sind in Ihrer Wahlheimat Schwerin auch außerhalb vom Theater künstlerisch prägend tätig gewesen. Die Schweriner Festumzüge 1985 und 2010 wurden von Ihnen gestaltet und eine faszinierende Ausstellung unter dem Titel „Mythos und Magie“ rückte archäologische Funde ins Rampenlicht. Welche Rolle spielt die Stadtgesellschaft für Ihr künstlerisches Tun?

 

 

Meine künstlerische Arbeit und die Gesellschaft, in der ich lebe, gehören zusammen. Deshalb habe ich mich immer über die „Bretter, die die Welt bedeuten“ hinaus engagiert.

Lutz Kreisel

Anlässlich des 80. Geburtstags von Lutz Kreisel zeigt er in Kooperation mit dem Schweriner Kunst- und Museumsvereins e. V. in einer umfangreichen Ausstellung mit Modellen, Entwürfen, Skizzen und Fotos im Parkett- und Rangfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters die Bandbreite seiner künstlerischen Tätigkeit und ermöglicht dem Publikum eine Wiederbegegnung mit mehreren Jahrzehnten Schweriner Theatergeschichte. Zur Ausstellungseröffnung am 4. Januar 2023 werden neben dem Generalintendanten Hans-Georg Wegner auch Dr. Klaus Gollert, der Vorsitzende des Kunst- und Museumsvereins, Joachim Kümmritz, der frühere Generalintendant des Staatstheaters und der stellvertretende Operndirektor am Theater Lübeck, Bernd Reiner Krieger, sprechen. Mitglieder der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin sorgen für ein musikalisches Programm.

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