Eine Hessin wird Mecklenburgerin
Annalisa Stephan ist seit September letzten Jahres Mitglied des Ensembles des Jungen Staatstheaters Parchim. Nun ist sie in der Titelrolle als Antigone zu erleben. Katja Mickan, Dramaturgin des Jungen Staatstheaters, hat die junge Darstellerin portraitiert.
Beim Vorsprechen für das Junge Staatstheater Parchim und überzeugte Annalisa Stephan nicht nur mit Gesang, Musikalität, Elan, Bewegung sondern auch mit einer Persönlichkeit, die bereits eine ganze Menge Erfahrungen in ihrem jungen Leben in einen prallen Rucksack steckte.
In der Inszenierung von Antigone übernimmt sie erstmals eine ernste Hauptrolle. Das Stück feiert in einer Bühnenfassung von John von Düffel am 12. März Premiere.
Kennen Sie das? Die Liebe trifft sie mit einem Schlag und sie fragen ihr Objekt der Begierde: Wo bist du die ganze Zeit gewesen?
Annalisa Stephan aus Hessen bewarb sich im vergangenen Jahr am Jungen Staatstheater Parchim und überzeugte nicht nur mit Gesang, Musikalität, Elan, Bewegung sondern auch mit einer Persönlichkeit, die bereits eine ganze Menge Erfahrungen in ihrem jungen Leben in einen prallen Rucksack steckte.
Aufgewachsen im beschaulichen Offenbach, erfuhr sie schon sehr früh eine Sehnsucht nach dem Theater spielen und vor allem auch der Musik. Familiär jedoch so gut wie gar nicht vorbelastet, traute sie sich nach dem Abitur noch nicht an die Schauspielschule und begann an der Goethe-Universität Frankfurt am Main ein Studium der Theater-, Film und Medienwissenschaften sowie der Philosophie. Da erschloss sich ihr die Möglichkeit für ein Jahr an das The London Theatre in die britische Hauptstadt zugehen, um dort ein Praktikum aufzunehmen. Kurz arbeitete sie als Regieassistentin, um dann innerhalb ihres einjährigen Aufenthalts gleich drei eigene Regien vorweisen zu können.
Zurück in Deutschland, jobbend in der Gastronomie, saß sie eines Abends in geselliger Runde beim Cocktail, als eine Freundin sie darauf aufmerksam machte, dass in zwei Tagen Vorsprechen an der Schauspielschule Mainz stattfinden würden. Zwei Vorsprechrollen fanden sich schnell, eine durchgeprobte Nacht, das Vorsprechen und am dritten Tag war die Schauspielschülerin Annalisa Stephan Realität. Nun stand sie jedoch vor der schwierigen Aufgabe, ihren Eltern mitzuteilen, wie es beruflich mit ihr weiterginge. Nach kurzer Überlegung entschied sie sich, den ersten Anruf ihrer Mutter zuzuteilen, um dann die Antwort zu hören: „Endlich machst du es!“. Der zweite Anruf beim Vater fiel ihr so schon leichter. Die Antwort: „Aha. Ich grille später. Kommste vorbei?“. Beim grillenden Papa im Garten konnte sie dann feststellen, dass er mittlerweile ein absoluter Kenner ihrer zukünftigen Schauspielschule war und bereits gegoogelt hatte, was und bei wem sie studieren und lernen würde.
Während der Schauspielschule konnte sie erste Bühnenerfahrungen am Staatstheater Mainz sammeln, spielte für den Hessischen Rundfunk eine Hauptrolle in der von funk produzierten Webserie Country Girls. Nach ihrer Ausbildung, die Bühnenreife in der Tasche, heuerte sie im Sommer 2019 bei den Brüder Grimm Festspielen in Hanau an und blieb für drei Spielzeiten. Zwischen zwei Hanau-Vorstellungen fuhr sie von Hessen nach Mecklenburg-Vorpommern und nahm nach erfolgreichem Vorsprechen in Parchim erfreut das Engagement an. Vielleicht auch, weil die bekennende Kuh-Liebhaberin sich auch in die weiten Felder verliebte, auf denen ihre Lieblingstiere weideten… Wer weiß?
Inzwischen ist die junge Hanauerin eine Parchimerin geworden, die neugierig ihre Wahlheimat erkundet. Sie ist angekommen am Jungen Staatstheater Parchim und weiß sich aufgehoben, wenn mal wieder das Heimweh drückt. Denn zurückgeblieben in Hessen ist ihr Freund Malte, mit dem sie nicht nur die Liebe zur Musik teilt. Annalisa Stephan schreibt Texte und komponiert. Selbstverständlich interpretiert sie ihren eigenen „Kram“ auch.
Nach der Rolle der Fanny in Der Familienrat und ihrer vielseitigen Mitwirkung in den Adventsgeschichten 2021 steht sie nun in der Titelrolle von Antigone auf der Bühne. Eine Herausforderung! Intensiv hat sie sich vorbereitet, alle Stücke der bearbeiteten Bühnenfassung von John von Düffel gelesen, Stammbäume studiert, in den Proben diskutiert, Haltungen, Meinungen vertreten. Und sie fiebert der Premiere entgegen. Spielwut bis in die Haarwurzeln. Zu sehen ab 12. März 2022 im Malsaal Parchim.
Und um auf den Anfang zurückzukommen…die Frage beantwortet Annalisa Stephan schelmisch mit: „Ich bin ja jetzt da.“ – und lacht.