Eine Gebärde für Fuchur
Ein Rückblick auf die barrierefreie Vorstellung von Die unendliche Geschichte am 11. Dezember 2021
Von Ronja Kindler
Für die Gebärdensprachdolmetscherinnen sind die Übersetzungen bei Theatervorstellungen immer ein Highlight, sagen sie. Seit 2016 übersetzen Nina Mühl und Kathrin Enders regelmäßig an unserem Haus das Familienstück in der Weihnachtszeit und eine Vorstellung im Rahmen der Schlossfestspiele.
Im Anschluss an die Vorstellung gab es ein Nachgespräch, bei dem die Besucher:innen ihre Eindrücke teilen und den Dolmetscherinnen Fragen stellen konnten. Zum Beispiel, worauf es beim Dolmetschen auf der Theaterbühne besonders ankommt: „Es ist wichtig nicht zu verkrampft am Text zu hängen, den man so gut wie auswendig gelernt hat“, antwortet Nina Mühl. „Man muss locker genug sein, wenn etwas Unerwartetes passiert. Wie heute zum Beispiel: Auf einmal kam ein Schauspieler mit seiner Vogelfigur hinter mir hervor und guckte mich an. Da muss man drauf eingehen können.“
Eine weitere Frage war, wie die Gebärdensprachdolmetscherinnen damit umgehen, wenn Wörter auftauchen, die es im allgemeinen Sprachschatz nicht gibt.
„Eine gute Frage“ so Nina Mühl „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel das Wort ‚Hornberg‘. Das wäre ein normales zusammengesetztes Wort. Da nutzen wir die Gebärde für ‚Horn‘ und ‚Berg‘. Aber es gibt auch andere Fälle, zum Beispiel bei Namen. Es ist nicht bühnentauglich, wenn wir die Namen jedes Mal buchstabieren. Wir denken uns nicht komplett neue Gebärden aus, aber wir übernehmen das, was wir in unserem Sprachschatz haben und überlegen, welche Gebärde am besten für diese Person passt. Zum Beispiel haben wir uns bei der Figur ‚Bastian‘ für die Brille entschieden, weil das ein gutes Erkennungsmerkmal für ihn ist. Für ‚Fuchur‘ haben wir eine andere Gebärde gefunden, die gleichzeitig auch ‚Drache‘ bedeutet. Dafür ist es gut, dass es hier eine Einführung gibt. Hier werden die Figuren vorgestellt und wir zeigen dann die entsprechende Gebärde.“
Eine Besucherin ist für die Audiodeskription sogar aus Berlin angereist. Christine Langer geht häufig ins Theater und nimmt auch weite Wege auf sich, um eine Vorstellung mit Audiodeskription erleben zu können: „Eine Audiodeskription ist immer super für uns, weil uns das Bühnenbild beschrieben wird. Außerdem wird uns erzählt, was gerade auf der Bühne passiert, zum Beispiel, dass ein Schauspieler von rechts nach links läuft. Auch die Kostüme werden beschrieben. Ich finde das wirklich toll, egal wo – ob im Theater oder im Film – ich möchte es nicht mehr missen.“

Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache Gebärdensprachdolmetscherinnen stehen seitlich im vorderen Bereich der Bühne und übersetzten die Vorstellung simultan.
Live-Audiodeskription Menschen, die eine Sehbehinderung haben oder blind sind, erhalten live über Einohr-Kopfhörer eine Beschreibung der Bühne und Kostüme und der vielfältigen Abläufe.
Übertitel über der Bühne werden die Sätze, die die Figuren sprechen, als Übertitel eingeblendet.
Einführung direkt vor dem Vorstellungsbesuch das Publikum bekommt Informationen dazu, worum es im Stück geht und welche Figuren vorkommen. Am 11. Dezember wurde auch die Einführung von den Gebärdendolmetscherinnen begleitet.
Weitere Vorstellungen mit Audiodeskription oder simultaner Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache:
Gundermann - Männer, Frauen und Maschinen
von Patrick Wengenroth, Nina Steinhilber und Ensemble
07.04.2022, 19.30 Uhr Vorstellung mit Live-Audiodeskription, Großes Haus, Schwerin
Pfeifen kann doch jeder (Anyone Can Whistle)
Musical von Stephen Sondheim, Buch von Arthur Laurents, Deutsch von Martin G. Berger
14.05.2022, 19.30 Uhr Vorstellung mit Live-Audiodeskription, Großes Haus, Schwerin
SCHLOSSFESTSPIELE SCHWERIN 2022
Wie es euch gefällt
Shakespeares Komödie im Schlossinnenhof
10.07.2022, 18.00 Uhr Vorstellung mit simultaner Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache
16.07.2022, 20.30 Uhr Vorstellungs mit Live-Audiodeskription
Alle Informationen dazu finden Sie hier.
Veröffentlicht im März 2022

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